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Breitenlesau

Mühlen im Rentamtsbezirk Waischenfeld

(1816)
Von Johann Bernhardt Haversath

 …in den Steuerakten des Rentamtsbezirks Waischenfeld 161 sind die Mühlen an der Wiesent (von Freienfels bis Rabeneck), an der oberen Aufseß (von der Quelle bis Aufseß), am Aßbach/Ailsbach (von der Schweinsmühle bis zur Oberailsfelder Mühle) und je eine Mühle an der Leinleiter (Heroldsmühle) und Lochau (Mühle Schönfeld) beschrieben.

Auf den ersten Blick erkennt man, daß die Kapazitätsauslastung und die Mühlendichte hier im wesentlichen mit dem Bereich des Rentamtsbezirks Ebermannstadt übereinstimmt. Dennoch gibt es bedeutende Abweichungen. Bei allen Mühlen an der Aufseß wird mit Ausnahme der Holzmühle in Kotzendorf in den Rentamtsakten auf den Wassermangel dieser Betriebe hingewiesen: Christoph Reiss zu Unteraufseß könne von seinen beiden Mahlgängen kaum einen wegen Wassermangel nutzen; Georg Brand auf der oberen Mühle in Aufseß habe nur auf einem Gang Wasser-, Philipp Woracks Witwe zu Neuhaus habe kaum auf einem Gang Wasser-, Johann Georg Knorr zu Sachsendorf habe ebenso wie Peter Hartmann zu Drosendorf und Johann Schleupnez zu Königsfeld nur auf einem Gang Wasser-, Wolfgang Griebels Betrieb auf der Mittelmühle Kotzendorf sei wegen Wassermangel sehr gering). Die Aufseß war demnach infolge geringer Wasserführung kaum imstande, das Jahr über gleichbleibend Mühlräder anzutreiben.

Diese Erscheinung hängt mit der Verkarstung der Fränkischen Schweiz ursächlich zusammen. Der anstehende Kalk löst sich unter dem Einfluß von Kohlensäure, die bei der Verbindung von Wasser mit Kohlendioxid entsteht-, dieser Lösungsprozeß (Korrosion) führt zur Karst- oder Höhlenbildung, so daß oberirdisch fließende Gewässer in einem verkarsteten Gebiet zunehmend in unterirdische Höhlen verlegt werden. An Stellen, die aufgrund einer wasserundurchlässigen Sperrschicht den Höhlenfluß beenden, entstehen sog. Karstquellen; weil hier ein Höhlenfluß austritt, schütten solche Quellen in der Regel viel Wasser, unterliegen allerdings auch großen Schwankungen. Die erwähnten Mühlen an der Aufseß spiegeln damit die unregelmäßige Wasserführung dieses Flusses. Wenn die Betriebe trotzdem auf ein teilweise hohes Alter zurückblicken – die Obere Mühle in Aufseß wird schon 1215 erwähnt, so kann daraus gefolgert werden, daß diese trotz einer ungünstigen Energiebasis zur Versorgung der örtlichen Bevölkerung bestanden. Die Obere Mühle in Aufseß gehörte so jahrhundertelang zur Burg Aufseß, bis sie 1698 als Schneide- und Mahlmühle mit vier Rädern und dazugehörigen Ställen, Feldern, Wiesen und Wäldern durch Friedrich von Aufseß für 5 00 Gulden und 100 Gulden Handlohn an den Müller Gregor Brand aus Etzelskirchen verkauft wurde.

Die schlechte wirtschaftliche Lage der Mühlen an der Aufseß kann daher mit den ungünstigen natürlichen Bedingungen in Zusammenhang gebracht werden. Allein die Holzmühle in Kotzendorf konnte neben dem Wasser der Aufseß noch 3 Quellen aus einem nahe gelegenen Berghang nutzen und damit die zeitweilige Wasserknappheit eindämmen. Durch alle diese Neuregelungen wurde das Hauptproblem nicht gelöst, aber es war gewissermaßen eingefroren. Die Produktion wurde dem tatsächlichen Bedarf des Marktes angepaßt. Das große Mühlensterben war abgestoppt. jeder Müller hatte, wenn auch in beschränktem Rahmen, seine Existenzmöglichkeit. Endlich schien nach langer, langer Zeit in der Müllerei alles in Ordnung zu kommen.

Im Untersuchungsgebiet ist in der Zeitspanne von 1920 bis 1940 mit 11 % eine wachsende Schrumpfungsrate festzustellen, die mit der allgemeinen Entwicklung nicht in Einklang zu bringen ist. Von 1920 bis 1945 wurden insgesamt 18 Mühlen stillgelegt. Die Ursachen hierfür sind unterschiedlich: In zwei Fällen waren der Tod des Müllers (Kunzenmühle Wadendorf an der Wiesent, Mittelmühle Kotzendorf an der Aufseß) oder die Einberufung zum Militärdienst (Lindenmühle Zedersitz an der Kainach, Obere Mühle in Aufseß) auslösende Faktoren. Die Baumfurter Mühle im Wiesenttal wurde 1921 im Zusammenhang mit dem Bahnbau von Ebermannstadt nach Behringersmühle abgerissen, die wiesentaufwärts gelegene Sternpfermühle 1924 zur Wassversorgung Gößweinsteins umgebaut. Weitere 12 Mühlen stellten aus Rentabilitätsgründen oder aufgrund der veralteten Einrichtung den Betrieb ein: die Rabenecker Mühle, die Plötzmühle im Kainachtal….

Wiesentabwärts folgt die (Waischenfelder) Hammermühle mit drei unterschlächtigen Rädern. Die Getreide- und Sägemühle sind baulich voneinander getrennt und wurden auch bis 1915 als jeweils eigenständige Betriebe (Obere und Untere Hammermühle) geführt. Von ca. 1780 bis 1800 gehörten diese Mühlen zu Rabenstein, eine Angabe am Haus bezeichnet das Jahr 1696. Es gibt keine zuverlässigen Hinweise dafür, daß die Mühle als Eisenhammer gedient hat. Zwar ist Eisengewinnung aus Raseneisenerzen im Jura nicht ungewöhnlich, und neben den Flurnamen „Hammermühle“, „Hammerberg“ und „Hammerleite“ deuten auch „Kalkofen“ und „Ökeritz“ (Ockerabbau im Eisensandstein) auf bergbauliche Aktivitäten hin, für die Hammermühle läßt sich aber nur die Funktion als Getreide- und Sägemühle nachweisen.

Unterhalb der Burg Rabeneck liegt die Rabenecker Mühle mit ebenfalls drei Rädern. Für 1782 ist auf einer Inschrift aus Stein am Haus der Müllermeister Hans Hubmann belegt. Warum aber die Pulvermühle in beiden Karten des Ahorntals nicht eingetragen ist, bleibt unklar. (Auszüge aus: J.B. Haversath, Die Mühlen der Fränkischen Schweiz)

Unsere Pulvermühle

von Dr. Hellmut Kunstmann
Betrübt verlassen wir Waischenfeld. Es hat sich dort in den letzten Jahren viel geändert. Verschwunden ist der Kastenhof, ein Wahrzeichen der Stadt, der von keinem geringeren als Leonhard Dinzenhofer zwischen 1694 und 1696 erbaut wurde, verschwunden ist auch der anheimelnde Gasthof „Zur Alten Post“, und was steht heute dort? Waischenfeld mit seiner früheren Stadtbefestigung hätte ein kleines Rothenburg bleiben können, und so wandern wir flußabwärts zur Pulvermühle, diesem lauschigen Plätzchen am Fuß des Schlüsselberges, auf dem vormals die namengebende Stammburg der Edelherrn von Schlüsselberg stand. Ein eigenartiger Zauber liegt über der Pulvermühle. Man fühlt sich hier heimisch und ist angetan von der Gastlichkeit seiner Besitzer.

Pulver wird dort schon lange nicht mehr hergestellt. 130 Jahre sind darüber vergangen. Aber nun wollen wir wissen, wie es zur Errichtung der Pulvermühle kam und was sich vorher dort zugetragen hatte. Die erste Nachricht stammt aus dem Jahre 1307, als Konrad von Schlüsselberg seine Burg Rabenstein verschiedenen Angehörigen der adeligen Familie von Groß zur Betreuung übergab und dazu gehörte auch „die Mül unterm Sluzzelberge“. Im Landbuch des Amtes Bayreuth von 1398 heißt die Mühle Schlüsselmühle“. Es steht dort: „Die liegt an der Wiesent, dazu ein hofstatt, ein Garten und ein Wiesen zu einem Tagwerk und ist jetzo wüste“. Warum sie zugrunde gegangen war, wissen wir nicht. jedenfalls gehörte die Schlüsselmühle auch damals noch zur Burg Rabenstein. Erst 1437 am Samstag nach Lucia, dem 14. Dezember, verlieh der Markgraf Friedrich von Brandenburg dem Hermann und Heinz Hungerberger aus Waischenfeld „ein FleckIein bei der Schlüsselmühle, darauf sie ein Schleifmühl bauen sollen und wollen“. Den jährlichen Zins von 5 rheinischen Groschen sollten sie auf dem Schloß Rabenstein entrichten.

1466 finden wir als Besitzer die Brüder Hans und Kunz Hungerberger aus Waischenfeld, wobei vermerkt ist, daß Kunz, der „ein Brister (Priester) ist“, seinen Teil seinem Bruder Hans übergeben hatte“. Inzwischen war im Fürstenkrieg in den Jahren 1460/62 die Burg Rabenstein zerstört worden und lag in Trümmern‘. 1489 erhielt der Amtmann „zum Slechten Culm“, dem heutigen Neustadt am Kulm, die Ruine von den Markgrafen Friedrich und Siegmund von Brandenburg zu Lehen unter der Bedingung, sie wieder aufzubauen‘. Konz von Wirsberg, so hieß der Amtmann, bekam zusätzlich u. a. auch 2 Tagwerk Wiesen unterhalb von Waischenfeld, die sogenannte Schlüsselwiese mit einem Ackerlein und einem Gärtlein sowie zwei Schleifmühlen, wovon die eine, die Schlüsselmühle, das Recht hatte, einen Aalkorb in die Wiesent zu setzen. Von nun an wurde die Schlüsselmühle und ihre Ländereien nicht mehr unmittelbar an Waischenfelder Bürger verliehen, sondern über den Burgherrn von Rabenstein. Wir können daher auch die Besitzer der beiden Schleifmühlen nicht näher feststellen, sondern nur die adeligen Lehensherrn, nämlich Wilbolt von Wirsberg 1526 und 1532, Christoph Stiebar auf Rabeneck, der von 1540 bis 1557 Besitzer von Rabenstein war 7 . Er hatte die Burg 1557 an Wolf von Rabenstein zu Kirchahorn veräußert, ihm aber die Schlüsselmühle, die ja im gleichen Tal wie Rabeneck lag, abgekauft“ und so wurde die Schlüsselmühle und die andere Schleifmühle 1558 an Christoph Stiebar von Rabeneck verliehen nach seinem Tode dann an seinen Sohn Endres im Jahre 1560″.

Endres Stiebar war bereits 1572 verstorben und nun zog die Markgrafschaft die beiden Schleifmühlen samt ihrem Grund und Boden als erledigtes Lehen ein“. Vermutlich hat die Schlüsselmühle bereits im Jahre 1605 nicht mehr bestanden; denn der Besitzer der Hammermühle unterhalb von Waischenfeld Georg Meyer bekam nur die Grundstücke der ehemaligen Schlüsselmühle von der Markgrafschaft in Bayreuth als Lehen“. Es handelte sich um ein Ackerlein und ein Wiesflecklein mit einem kleinen öden Ackerlein – wohl dem früheren Gärtchen -, die Schleifwiese genannt. Georg Meyer hatte die Grundstücke von den Vormunden der Töchter eines Thomas Lebküchner um 200 Gulden erworben. Gleichzeitig wurde Meyer mit der unteren Schleifmühle unterhalb der Schlüsselmühle bei Waischenfeld an der Wiesent belehnt“. Die eine Hälfte hatte er von seinem Vater Hans Meyer geerbt, die andere aber von der Markgrafschaft gekauft. Von der Schlüsselmühle hören wir nun nichts mehr. Dagegen können wir die Schleifwiese, bei der die Schlüsselmühle lag, noch weiter verfolgen.

Die Witwe des Georg Meyer wurde im Jahre 1614 mit ihren 5 Stiefkindern und ihren zwei eigenen Kindern mit den Grundstücken bei der ehemaligen Schlüsselmühle und mit der unteren Schleifmühle von Bayreuth belehnt14. Noch einmal im darauffolgenden Jahr hören wir von der unteren Schleifmühle anläßlich eines Verkaufes.

Dann schweigen die Lehenbücher bis 1655, eine Folge des verderblichen Dreißigjährigen Krieges, dem nun auch die untere Schleifmühle zum Opfer gefallen war. Bei der Belehnung im Jahre 1655 wird auch sie nur noch als Lagebezeichnung für eine Wiese genannt“. Von nun an werden nur die Grundstücke der beiden Mühlen als Lehen weitergegeben. Es ist immer nur von der Wiese bei Waischenfeld unter dem Schlüsselberg, was den einen Teil anlangt, die Rede, oder es heißt z. B. 2/4 Tagwerk Wiese bei Waischenfeld an der Schleifwiese unter dem Schlüsselberg, oben und unten an den Waischenfelder Gemeindeanger, auf der einen Seite an das Wasser, die Wiesent, auf der anderen an den Rabenecker Fußweg stoßend“. Dies entnehmen wir einer Belehnung der Brüder Nikol, Paul und Klaus Petzold aus dem Jahre 1696111, vielleicht Vorfahren der heutigen Besitzer und des Michael Kellermann, „des Raths und Rotgerber zu Waischenfeld“. Es würde zu weit führen, wollte man nun alle Besitzer der Wiese unter dem Schlüsselberg und der Schleifwiese bis 1799 – es ist dies die letzte nachweisbare markgräflichbayreuthische Belehnung 17 aufführen. Sie sind in den Lehenbüchern der Markgrafschaft Bayreuth genau verzeichnet111. Von Bedeutung ist nur die Tatsache, daß durch den Grenztausch- und Purifikationsvertrag zwischen Bayern und Preußen vom Jahre, 1803 – die Markgrafschaft Bayreuth war ja seit 1792 preußisch geworden – auch die ehemals markgräflichen Besitzungen bei Waischenfeld an Bayern kamen. Offenbar hatte die Stadt Waischenfeld die Wiese unter dem Schlüsselberg und die Schleifwiese erworben. jedenfalls waren sie bis 1826 im Besitz der Stadt Waischenfeld, wie wir später hören werden, und mit diesem Jahre 1826 beginnt nun die Geschichte unserer Pulvermühle.

Gab es auch sonst noch Pulvermühlen in unserer Gegend? Wir brauchen gar nicht weit zu gehen. In der Fränkischen Schweiz in Oberaufseß befand sich ebenfalls eine Pulvermühle. Nach der Fassion von Aufseß aus dem Jahre 1808 besaß Johann Konrad Birnstiel ein Haus von Holzwerk (Nr. 20, Plannr. 432 a) und die Pulvermühle mit der darauf haftenden Gerechtigkeit und außerdem stand ihm das Pulvermacherhandwerk zu. Er sagte aus, daß er die Konzession von der Herrschaft – der Familie von Aufseß – erhalten hätte, welche von S. M. dem König von Preußen dazu authorisiert worden sei.

Sie scheint nur eine kurze Lebensdauer gehabt zu haben. Im Häuser- und Rustikalsteuerkataster von 1810 ist sie noch eingetragen“. 1836/37 verkaufte der Pulvermüller sein Tropfgut, eben das Holzhaus. Die Pulvermühle wird nicht mehr genannt. Auch im Grundsteuerkataster von 1853 ist sie nicht eingetragen 21. Sie war eingegangen. Auch bei Memmelsdorf gab es weit früher eine Pulvermühle. Sie ist mir vcn 1516 bis 1582 bekannt“. 1517 wurde in der dortigen Pulvermühle ein neues Rad und ein Wellbaum sowie vier „Sternpf“ und eine halbe neue Rinne eingebaut“. 1543 wurde das Pulverhäuslein vor der Pulvermühle ausgebessert“. Ihre weiteren Schicksale müßten noch erforscht werden.

Wie schon erwähnt, war das Jahr 1826 das Geburtsjahr unserer Pulvermühle bei Waischenfeld. Damals am 29. August verkaufte die Gemeindeverwaltung Waischenfeld dem Koloman Keller zum Behufe der Errichtung einer Pulvermühle einen der Gemeinde Waischenfeld eigentümlich gehörigen Platz unter der Hammermühle auf dem sogenannten Gäns- oder Schleifanger und zwar den unteren Teil dieses Angers vom (Eichen) Birkiger Wassergraben aus bis unten an die Wiese, jedoch ausschließlich des an dem Felde hinführenden Weges, so zwar daß Keller nunmehr Eigentümer dieses Platzes wird. So lauten die Worte des Kaufvertrages. Der Kaufschilling hierfür wurde auf 100 Gulden festgesetzt, welcher bereits an den vormaligen Gemeindevorsteher Wehrl für die Kommune Waischenfeld bezahlt worden war, also ein Jahr vor der Auswanderung des Koloman Keller nach Waischenfeld. Koloman Keller wurde am 25. Juli 1795 in Radstadt in Osterreich geboren und wanderte 1827 nach Waischenfeld aus“. Nach der Erwerbung des Grundstückes auf dem Schleifanger reichte er nun ein Gesuch zur Verleihung einer Konzession für die Errichtung einer Pulvermühle im Rabeneckertal ein, worüber das Landgericht Hollfeld an die kgl. Regierung des Obermainkreises, Kammer des Innern, am 22. 1. 1828 berichtete“.

Die Regierung des Obermainkreises sandte nun laufend Berichte an das Staatsministerium des Innern nach München, und zwar am 17. März, 15. Mai, 24. Juli, 20. September und 14. Dezember 1828 und nochmals im Jahr 1829 am 11. April und 3. Juli unter Hinweis auf den „Vermögensverfall“ des Koloman Keller, der ja keine Einkünfte hatte und von seinem Ersparten leben mußte“. Aber erst am 20. November 1830 kam die Genehmigung aus München zur Errichtung der Pulvermühle“. Im Jahre 1831 kultivierte Keller das als Schleifanger bezeichnete Grundstück, welches eine Größe von 3/4 Tagwerk hatte“. 1833 erbaute der Pulvermüller Koloman Keller auf dem Schleifanger ein einstöckiges Wohnhaus von 40 Schuh Länge und 30 Schuh Breite, also nur ein kleines und bescheidenes Häuschen. Offenbar rentierte sich die Pulvermühle nicht recht und Keller richtete daher 1834 an das Staatsministerium des Innern in München ein Gesuch, daß er gegen ärarische Rechnung Pulver fabrizieren dürfte, d. h. er wollte Staatsaufträge bekommen. Das Gesuch wurde endgültig am 30. Oktober 1839 abgelehnt, da der Ablieferungsort München zu weit entfernt sei und Verträge mit näher liegenden privaten Pulvermühlen vorlägen“.

Schon vorher hatte sich die Pulvermüllerin Antonie Keller – Koloman Keller hatte am 14. Februar 1831 geheiratet – in ihrer Verzweiflung am 16. April 1839 an den König gewandt. Aus dem Inhalt des Schreibens entnehmen wir folgendes: Ihr Ehemann Koloman Keller hätte durch mancherlei Unglücksfälle und widrige Umstände genötigt bei der kgl. Regierung von Oberfranken ein Betriebskapital erbeten, das aber wegen der bei Pulvermühlen bestehenden Gefahren abgeschlagen worden sei. Um dem Ruin zu entgehen, hätte er sich an die kgl. Zeughaus-Hauptdirektion in München am 4. August 1838 und nochmals am 13. Januar 1839 gewandt mit der Bitte, ihm 100 bis 200 Zentner Pulver (wohl Salpeter) zur Fabrikation zuzuweisen, was ebenfalls abgelehnt worden sei. „Schier der Verzweiflung nahe“, so heißt es wörtlich, „lebte nun mein Ehemann in Tiefsinn und Schwermut dahin; denn er sah für seinen Fleiß keinen Absatz, für seine Familie – Weib, 4 Kinder mit Gesellen – kein Brot, für seine Schuldenlast keine Abtragung. In solch tiefster und äußerster Betrübnis, in der ich das Fürchterlichste besorgte, faßte ich am 13. Februar 1839 den Mut, mich an Ihre Majestät die Königin zu wenden, wo mir schon am 27. Februar Bescheid wurde, mein Gesuch direkt an den König zu wenden.“ In dem Brief ist noch erwähnt, daß den Pulvermüllerseheleuten am 26.6. 1838 großer Schaden durch einen Wolkenbruch entstanden sei und im Februar 1839 durch Hochwasser. Außerdem wären die Pulverpreise damals so niedrig bei den Magazinen gewesen, daß man kaum ausländischen Salpeter anschaffen konnte“.

Am 4. Oktober 1839 berichtete das Landgericht Hollfeld, daß der Pulvermüller um ein Darlehen nachgesucht hätte. Deswegen wäre er am 1. Oktober vernommen worden. Offenbar hatte man ihm damals die Umwandlung der Pulvermühle in eine gewöhnliche Mahlmühle vorgeschlagen. Daraufhin führte der Pulvermüller aus, die Umwandlung in ein „fructifizierliches“ Mühlengeschäft könne ihm nicht helfen. Er hätte kein Geld für die Errichtung einer solchen Mühle und auch nicht die dazu nötigen Kenntnisse. Dringend bräuchte er ein Kapital von 2000 Golden zur Abdeckung der gegen ihn eingeklagten Schulden und zur Bestreitung der Betriebskosten. Er würde den Betrag in jährlichen Raten von 2 Golden abtragen, da das Geschäft durch verschiedene Reisen jetzt besser ginge“. Auch dieses Gesuch wurde am 5. November 1839 abgeschlagen“. Niemand half und das Unglück nahm seinen Lauf. Am 15. Februar 1842 fragte das Landgericht Hollfeld bei der Regierung in Oberfranken nach, ob das Gewerberecht des Pulvermüllers personell, real oder radiziert sei. Diese Feststellung sei für den beantragten Verkauf wichtig. Nach dem Gewerbekataster des Landgerichtes Hollfeld wäre es Realrecht. Die Antwort aus Bayreuth lautete, daß das Gewerberecht radiziert sei, d. h. es sei auf dem Grundstück als Hypothek eingetragen laut Regierungsreskript vom 6. März 1820.

Bald darauf kam es zur Versteigerung. Laut Bescheid des Landgerichtes in Hollfeld vom 15. Juni 1842 ersteigerte der Handelsmann Adam Wehrl den Besitz des Pulvermüllers Koloman Keller und zwar das neuerbaute Wohnhaus nebst 1/4 Tagwerk Feld und ein Pflanzgärtlein, das einen Teil des Schleifangers bildete, ferner eine Pulvermühle unweit des Wohnhauses mit radizierter Gerechtigkeit zur Pulverfabrikation sowie ein Fischwasser“.
Im März 1843 kaufte nun der Pulverfabrikant Friedrich Graf aus Kulmbach die Pulvermühle unweit Waischenfeld mit der darauf haftenden radizierten Pulverfabrikationsgerechtigkeit. Im Kaufvertrag ist ausdrücklicher vermerkt, daß das Wohnhaus nicht mit inbegriffen sei und im Besitze des Adern Wehrl verbliebe“. Der Name Pulvermühle übertrug sich nun auf das Wohnhaus bis zum heutigen Tag.

Der Pulvermüller Koloman Keller starb 6 Jahre später am 13. November 1849. Seine Witwe Antonie Keller, geb. am 24. 6. 1806, gestorben am 30. 12. 1881, ruht mit ihren Kindern Wilhelm und Martin, die im Alter von 14 bzw. 11 Jahren starben, auf dem Waischenfelder Kirchhof. Ihr Grabstein ist noch erhalten.

Adam Wehrl veräußerte 1848 die Pulvermühle, d. h. das ehemalige Wohnhaus des Pulvermüllers, an Kunigunde Winkler aus Kugelau“. Ihr folgte Johann Brendel aus Waischenfeld, der den Besitz am 27. September 1849 an den Weber Johann Neuner aus Rabeneck weiter veräußerte. Der Eintrag im Kaufvertrag lautet: Haus Nr. 35, Einöde Pulvermühle, ein Tropfhaus (Wohnhaus mit Stall und Backofen)“. Neuner errichtete anstelle des alten Wohnhauses 1860 einen Neubau. 1875 kam die „Pulvermühle“ durch Kauf an den Gastwirt Johann Hofmann – am 24. März – und noch Im gleichen Jahr am 11. September 1875 an Johann Schatz.

Nach seinem Tode übernahm es seine Witwe Agnes Schatz und ihre Kinder am 9. Oktober 1901 und am darauffolgenden 13. November ihr Sohn Lorenz allein. Am 2. November 1933 kam es an dessen Tochter Anna, verheiratete Bezold, geb. Schatz, dann in der Erbfolge ihren Sohn Johann am 19. Juni 1962, der es am 22. Mal 1963 an seinen Sohn Johann Kaspar Bezold übergab. Johann Kaspar Bezold ist der jetzige Besitzer unserer Pulvermühle und nicht nur ein hervorragender Gastwirt, sondern auch ein wahrer Freund seiner Heimat.

Zum Schluß wollen wir noch einige Baudaten hier anfügen.
1833 erstand, wie schon berichtet, das Wohnhaus der ehemaligen Pulvermühle, das 1860 neu gebaut wurde und den Namen „Pulvermühle“ übernahm. 1930 wurde die Scheune neu erbaut. 1931 wurde die Pulvermühle umgebaut. Anbauten kamen 1933 hinzu. 1951 erstand das Gästehaus, das 1959 eine Veranda erhielt.
Dem Brandunglück in den frühen Morgenstunden des 14. Mal 1972 fiel es zum Opfer und es ist unser aller herzlicher Wunsch, daß es bald neu aus seinen Trümmern sich erheben möchte zum Segen der vielen Gäste und Erholungsuchenden!

Die obere Hammermühle

(von Ingrid Mayer)
Die Hamermühle liegt etwa 1 KM außerhalb von Waischenfeld in Richtung Behringersmühle auf einer Insel, die durch den Mühlgraben und die Wiesent gebildet wird.
Im Jahr 1803 wird Adam Schöpf als Besitzer der Mühle genannt. Er übergibt sie im gleichen Jahr an seinen Sohn Josef Schöpf. Zur oberen Hammermühle gehören: ein zweigradiges Wohnhaus mit zwei Mahlgängen, eine Schneidmühle, Stadel, Viehställe, ein Nebenhaus mit Stallung, Backofen, Keller, und ein Keller außerhalb des Hofes. Dazu Pflanzbeete und ein Baumgarten. Im Mai 1842 kauft der Rotgerbermeister Adam Schroll den dritten Teil des Anwesens, der sich im Besitz des Peter Wehrl befindet, um dem gesamten Kaufschilling von 2 250 fl. Im Juni 1847 übergeben Adam Schroll in Waischenfeld und Peter und Marianne Schlör zu Volsbach dem ledigen Müllermeister Balthasar Schroll für 6000 fl. Die obere Hammermühle samt Eingehörungen.

Am 18. Mai 1864 erbt Gertraud Schroll von ihrem Ehemann Balthasar Schroll des gesamten Besitz. Der ledige Müllergeselle Andreas Polster aus Oberailsfeld heiratet die Wittwe Gertraud Schroll und wird Kraft allgemeiner Gütergemeinschaft am 23. Sept. 1885 Miteigentümer der Mühle. Im gleichen Monat kauft die großjährige Stieftochter Barbara Schroll das Anwesen von ihren Eltern Andreas und Gertraud Schroll für 19 442 Mark.

Barbara Schroll heiratet am 4.11.1885 den Müllermeister Andreas Endres und dabei wird bereits allgemeine Gütergemeinschaft vereinbart. Nach dem Ableben seiner Frau Barbara wird Andreas Endres am 30. Juni 1909 Alleineigentümer.

Am 30.9.1915 stirbt Andreas Endres und aufgrund seines Testaments geht die obere Hammermühle auf die Kirchenstiftung Waischenfeld über. Am 13.3.1918 erkauft Franz Planck, Ökonom und Müller der unteren Hammermühle, die obere Hammermühle. Von dieser Zeit an bleiben beiden Mühlen in der Hand eines Besitzers.

Franz Planck und seine Ehefrau, die Eltern der heutigen Besitzer vereinbaren allgemeine Gütergemeinschaft. 1953 stirbt Franz Planck und am 20.5.1953 wird Elisabeth Planck mit ihren drei Töchtern Marianne, Kunigunde und Regina als Eigentümer ins Grundbuch eingetragen.

Die Mahlmühle erhält 1912 den ersten Walzstuhl. 1930 wird ein Plansichter aufgestellt. Heute stehen in der Mühle zwei einfache Walzstühle. Die Mahlkapazität beträgt eine Tonne pro Tag. Bis 1963 kümmerte sich ein Angestellter Müller um die Vermahlung. Er nahm die Mühle nur jeden zweiten Tag in Betrieb. 1963 verließ er die Hammermühle und da sich keine Nachfolger fand, wurde die Mahlmühle geschlossen.

Das Wasserrad mit einem Durchmesser von 4 Meter, einer Breiten von 75 cm und eine Schaufelhöhe von 40 cm diente bis zuletzt über eine Direkttransmission als Antrieb der Mühle. Außerdem wird mit dem Mühlrad Strom erzeugt. Es ist heute noch funktionstüchtig und wartet darauf, wieder in Betrieb genommen zu werden.

Die Säge hingegen wird durch Lohnschnitt voll ausgelastet. 1953 folgte auf das einfache Gatter mit einem Blatt, ein Vollgatter. Im selben Jahr wurde noch das zweite Wasserrad, das zum Antrieb der Säge dient, durch eine Francis-Turbine ersetzt. Ohne Nebenerwerb wäre auch auf der Hammermühle kein auskommen möglich. Wie überall, so bringt auch hier die Landwirtschaft, die heute noch 36 Tagwerk umfaßt, den größten teil des Einkommens. Außerdem werden noch Zimmer an Urlaubsgäste vermietet, die auf Wunsch auch voll verköstigt werden.

Die untere Hammermühle

… ist direkt an die obere Hammermühle angebaut und weil der Müller auf der oberen 1915 ohne Nachkommen verstarb, sind beide Mühlen seither vereinigt.

Johann Schöpf jun. erbt am 23.1.1805 in der mütterlichen Teilung ein gemauertes zweigrädiges Wohnhaus mit 2 Mahlgängen und einem Ölschlaggang, eine hölzerne Scheune, Stallung, Kellerhaus und 2 Gras- und Baumgärten von 1/2 Tagwerk. Dazu ein Fischwasser von der Mühle bis zum Wasserrad und Teile an weiteren Feldern und Wiesen.

Die Mühle ist gerichtsbar zum Landgericht Hollfeld, lehnbar der „gemeinen Stadt Waischenfeld“ und gibt dafür jährlich im Voraus 1 fl. 15 kr. Zum Rentamt. Sie ist handlohnfrei muß aber als Zehnt der Gemeinde Langenloh das zehnte Schwein und die zehnte Gans abliefern.

Im Februar 1851 übergibt der Müllermeister Johann Schöpf den gesamten Besitz um 8 800 fl. An seinen Sohn Franz.
Am 22.5.1860 erkauft Christoph Wehrl von der Gutenbiegener Mühle das Anwesen für 7 000 fl. Christoph Wehrl verkauft die Mühle am 8.1.1889 an den „Produktenhändler“ Johann Huppmann zu Waischenfeld für 12 725 Mark. Laut Urkunde des Hollfelder Notars vom 28.3.1901 geht der Besitz in der Zwangsversteigerung gegen Johann Huppmann um das Meistgebot von 19 000 Mark an Johann und Katharina Planck über. Am 24.10.1918 übergibt Johann Planck die untere Hammermühle an seinen Sohn Franz. Die weitere Entwicklung verläuft zusammen mit der oberen Hammermühle.

Die Mühle ist schon seit langem nicht mehr in Betrieb. Vor einigen Jahren ließ die Besitzerin die leerstehende Mühle zu Ferienzimmern ausbauen. Aus: Zulassungsarbeit für das Lehramt an Volksschulen, von Ingrid Mayer, 1972.