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Nankendorf

Über Ursprung und Gründung der Pfarrei Nankendorf schweigen Urkunden und chronikalische Quellen. Deshalb konnte das Alter der Pfarrei vielfach umstritten sein. Sehen wir ab von mit solcher Bestimmtheit behaupteten, aber in den Geschichtsquellen nirgends zu findenden Jahreszahlangaben, die Kirche habe schon 850, die Pfarrei schon 987 bestanden und ziehen wir die strenge wissenschaftliche Forschung zu Rate. dann ergibt sich folgendes:

In seiner Territorienbildung am Obermain glaubte Prof. Erich Frhr. v. Guttenberq der Pfarrei Nankendorf nur ein jüngeres Bestehen zusprechen zu dürfen. Noch vorsichtiger war der katholische Kirchenhistoriker Dr. Wilhelm Deinhardt, der in seinen frühmittelalterlichen Kirchenpatrozinien. schrieb: Vermutlich sind auch die östlich der. Regnitz gelegenen Martinikirchen im heutigen Bistum Bamberg, namentlich die Jurakirchen Tiefenpölz, Hohenmirsberg, Nankendorf, Troschenreuth jüngeren Datums.

Gegenüber W. Deinhardt und gegenüber seinen eigenen früheren Anschauungen hat sich später E. Frhr. v. Guttenberg auf Grund neuerer vergleichender Forschung zur oberfränkischen Pfarreigeschichte hinsichtlich der Pfarrei Nankendorf für die Annahme höchsten Alters eingesetzt; nach seinen Ergebnissen wäre die Pfarrei Nankendorf bestimmt bereits vor der Gründung des Bistums Bamberg (1007) entstanden, und zwar wahrscheinlich als karolingische Königskirche, also vielleicht schon im 8. oder 9. Jahrhundert.

Dafür sprechen folgende Argumente:
Beginnen wir mit der Größe des ursprünglichen Pfarrsprengels. Er umfaßte – mit kleinen Abweichungen! -den ganzen Bezirk des uralten Zentgerichte Waischenfeld, also das Gebiet innerhalb folgender Grenzen: vom Plankenstein zur Neubürg bei Wohnsgeheig, dann auf dem Höhenkamm bis zur Gegend der Ailsbachquelle, dann noch einen Teil des linken Ufers am Oberlauf (bis vor Vorderkleebach und Poppendorf einschließend, gegenüber Weiher im Ahorntal zum Bachlauf zurückkehrend, dieser bis Behringersmühle folgend, dann aufwärts dem Wiesentlauf bis Doos, weiter aufwärts dem Lauf der Aufseß bis Draisendorf, dann scharf einbiegend über die Hochfläche zurück zum Plankenstein.

Die späteren Pfarreien innerhalb dieser Zentgericht6grenzen sind durch Abtrennung von der Mutterkirche Nankendort entstanden: Volsbach, Kirchahorn, mit seiner Tochterpfarrei Oberailsfeld und schließlich die Stadtpfarrei Waischenfeld. Mit Ausnahme der im 16. Jahrhundert evangelisch gewordenen Pfarrei Kirchahorn walIfahrten sie noch im 18. Jahrhundert alljährlich zur alten Mutterkirche, wie die Einträge in den Nankendorfer Kirchenrechnungen über die bei der „Anherowallung“ der genannten Pfarreien gesammelten Opfergelder beweisen. Ferner fällt ins Gewicht die – verhältnismäßig frühe Erwähnung als Pfarrei. Nankendorf wird bereits zu Lebzeiten des hl. Bischofs Otto von Bamberg (gestorben 1139) als „barrochia“ genannt.

Ob im ursprünglichen Sprengel echter Königsbesitz lag, was v. Guttenberq als sicher annimmt und als wichtiges Argument für die königliche Gründung betrachtet, möchte ich nicht entscheiden. Für etwa 1094/1112 ist innerhalb des alten Nankendorfer Pfarreibezirks, nämlich in „Eglisfeld“ (Oberailsfeld) erwähnt: „ein gut, das zusammengerechnet eine Königshube ausmacht“. Es ist unklar, ob es sich um eine wirkliche, ehemals zu einem Königsgut gehörige Hube handelt, oder ob hier nur der Maßbegriff der Königshube (die doppelt so groß wie eine einfache Hube war) angewendet worden ist. Aber man kann darüber verschiedener Meinung sein.

Gewichtig Ist hingegen der Nachweis von Zehentrechten des Bistume W ü r z b u r g innerhalb des alten Nankendorfer Pfarreisprengels. Solche Rechte konnten nach Gründung des Bistums Bamberg nicht mehr neu entstehen; waren sie indessen vor der Gründung des hl. Heinrich entstanden, blieben sie trotz des Widerspruchs der Bamberger Kirche zunächst garantiert. Jeder Nachweis von Würzburger Zehentrechten im späteren Bamberger Diözesangebiet ist also zugleich ein zwingender Beweis für eine vor-bambergische Pfarrei-Organisation. Nach der Zusammenstellung v. Guttenbergs besaß Würzburg im ursprünglichen Pfarrbereich Nankendorfs nachweisbar Zehentrechte in Oberailsfeld (bis 1260), In Pfaffenberg (noch 1628). in Christanz, in Vorder- oder Hintergereuth (1303) in Schirms, einer Wüstung bei Gereuth (1303) und in Seelig (1303). Schließlich weist auch das P a t r o z i n i u m   d e s   h l.  M a r t i n, des besonderen Patrons der Karolinger, in die gleiche Richtung.

In Zusammenhang mit allgemeineren Erwägungen führen diese Argumente zum nicht mehr bestreitbaren Schluß: Nankendorf ist eine Urpfarrei, ist älter als das Bistum Bamberg, ist wahrscheinlich eine fränkische Königskirche.